ben adam (hebr.); bar enosch (aram.); hyios t. a. = hyios tou anthropou (griech.) – d(ies)er (erwählte, kommende) Mensch, Menschenwesen, Menschheit, Menschenkind, Menschensohn, die himmlische Menschengestalt, jemand Menschenähnliches, ich/er, (die) Menschen, wir.

Im Buch Ezechiel wird der Prophet 93mal mit ben adam angeredet und damit auf seine Zugehörigkeit zur Menschheit – im Gegensatz zur himmlischen Welt – angesprochen. Sein Geschlecht spielt dabei ebenso wenig eine Rolle wie an den anderen Stellen, wo ben adam die Menschheit als Kollektiv bezeichnet (Num 23,19; Jes 51,12; Ps 80,18; Hiob 35,8 u. ö.). Das gilt auch für die sprachlichen Variationen ben enosch (Ps 144,3), bnej adam (z. B. 2 Sam 7,14), das aramäische bnej-anascha (Dan 2,38; 5,21) und – in Jdt 8,16 und Sir 17,30 – für das griechische hyios tou anthropou. Ausgedrückt wird die Zugehörigkeit (siehe dazu auch den Artikel 1 hyios) zur Menschheit. Die Formulierung in Dan 7,13 lässt bewusst in der Schwebe, wie eng und wie genau die vom Himmel kommende, mit großer Macht ausgestattete Figur mit Menschheit und Menschsein verbunden ist. Steht sie für ein Individuum oder für ein Kollektiv? Der Kontrast zu den vier Tieren, die in Dan 7,2-8 erwähnt und in Dan 7,14 auf vier Königreiche bezogen werden, legt nahe, dass mit der Symbolfigur in Dan 7,13 eine Form von Herrschaft angesprochen wird, die sich von der imperialer Großmächte radikal unterscheidet.

An vielen Stellen begegnet im NT der griechische Ausdruck hyios tou anthropou, der üblicherweise mit Menschensohn wiedergegeben wird, als ob es sich dabei um einen festen, eindeutigen Begriff, einen Hoheitstitel handelte. Dabei wird übersehen, dass hier der Sprachgebrauch der Schrift aufgenommen und weitergeführt wird. Soll damit die Zugehörigkeit zur Gattung Mensch bezeichnet werden (im Plural Mk 3,28; Eph 3,5; vgl. Sir 36,28; im Singular Mk 2,28; vgl. Ez 2,1; auch Hebr 2,6 = Ps 8,5)? Geht es dabei um eine Rolle oder Position, die ausschließlich Jesus zukommt, oder handelt es sich um Dinge, die grundsätzlich für jeden Menschen (Mk 2,10) oder für alle Jesus Nachfolgenden (Lk 9,58) in Frage kommen? Wo Jesus sich selbst meint, ist hyios tou anthropou dann gleichbedeutend mit einem alltagssprachlichen ich (Mt 12,32; Lk 7,34; 11,30; 19,10; 22,48) oder mit der / ein Mensch (Mt 8,20; 10,23)? Oder soll mit der Formulierung auf ein Charakteristikum Jesu hingewiesen werden, das mit der erwählte Mensch (z. B. Joh 1,51) erfasst werden kann? Was bedeutet es, wenn für die Zukunft eine radikal eingreifende und richtende Gestalt erwartet wird, die – in Anlehnung an Dan 7,13-14, wo jemand Menschenähnliches begegnet (vgl. Offb 1,13; 14,14) – als der kommende Mensch (Mt 13,37) oder die himmlische Menschengestalt (Mk 8,38; 13,26; 14,62) bezeichnet wird? Solche Fragen sind bei jeder einzelnen Stelle zu erwägen. Die Übersetzungen zeigen die Vielfalt möglicher Bedeutungen und stellen zugleich vor die Frage, ob – bezogen auf das jeweilige Buch – eine einheitliche oder eine variierende Übersetzung vorzuziehen ist. (M. L.)