berit (hebr.), diatheke (griech.) – Bund, Testament, Verpflichtung, Zusage.

Wie fremd uns die biblischen Begriffe sind, zeigt in diesem Fall schon die Tatsache, dass sich zwei sehr verschiedene Übersetzungen für nur jeweils ein hebr. bzw. griech. Wort eingebürgert haben: Bund einerseits, Testament andererseits.

Für das hebr. berit passen allerdings beide nicht so recht. Das Wort bezeichnet eine feierliche, einen Eid (die Worte stehen oft parallel) noch übertreffende Festlegung bzw. Verpflichtung. Wie bei einem Schwur meint der auch in der Umwelt belegte Ritus (Gen 15,9 f.17 f; Jer 34,18 f) wohl eine Selbstverfluchung für den Fall des Bruchs. Bei einem Bundesschluss geht entweder die mächtigere Seite von zwei Partnern eine Selbstverpflichtung gegenüber der unterlegenen ein (Jos 9,15). So legt sich Gott gegenüber Abraham absolut auf die Gabe des Landes fest (Gen 15,17 f). Hier kann man auch von Verheißung oder Zusage sprechen. Oder die unterlegene Seite wird auf ein bestimmtes Tun verpflichtet (Jer 34,8 f), so Israel am Sinai auf der Basis der Befreiung auf das Halten der Tora (Ex 24,7 f). Nur selten geht es um eine gegenseitige Verpflichtung (1 Kön 5,26), so dass man wirklich von Bund oder Bündnis sprechen kann. Bei Noach (Gen 9) wie bei Abraham (Gen 17), wo der Festlegung Gottes auch eine Verpflichtung des menschlichen Partners gegenübersteht, liegt keine gegenseitige Bedingung, kein wenn …, dann vor: Auch das Versagen der Menschen hebt die Festlegung Gottes nicht auf. Die Bibel spricht von einer Reihe von Bünden (Noach / Abraham / Sinai / David), ohne dass die späteren die früheren aufheben oder entwerten (bes. Sir 44 – 50). Inhaltlich geht es beim Noachbund um eine Zusage Gottes an die gesamte Menschheit, ja an alles Leben, sonst geht es immer um Gottes Bund mit Israel. In der griech. Übersetzung steht diatheke für berit und übernimmt weithin dessen Bedeutung. Das Wort meint ebenfalls eine rechtlich bindende Festlegung, im außerbiblischen Gebrauch aber gerade auch die letztwillige Verfügung, das Testament. Auch wo diese Bedeutung im NT anklingt (Gal 3,15), geschieht es noch nicht im Sinne des Ungültigwerdens eines Alten durch ein Neues.

Die Begriffe neuer / alter Bund und Neues / Altes Testament sind bekanntlich zur wichtigsten Bezeichnung und damit zum entscheidenden Schlüssel für das Verhältnis der beiden Teile der christlichen Bibel gemacht worden. Doch diese Funktion wächst ihnen erst in nachbiblischer Zeit zu. Das NT selbst verwendet diatheke mehrfach eindeutig im Sinne der bleibenden Beziehung zwischen Gott und Israel (Lk 1,72 f; bes. Röm 9,4; 11,27, wo Gottes Bund mit ihm auch durch Israels Unglauben an den Messias Jesus nicht in Frage gestellt, so dass ganz Israel gerettet wird, V. 26). Die ntl. Aussagen über einen neuen Bund beziehen sich alle auf Jer 31,31-34, wo das Neue des neuen Bundes darin besteht, dass die alte Tora Israel und Juda ins Herz geschrieben wird, so dass die Menschen von innen heraus den Willen Gottes tun. Der Hebr zitiert diese Passage wörtlich (8,8-12; 10,16 f). Dieser Brief wie auch 2 Kor 3 und die Abendmahlsworte (1 Kor 11,25; Lk 22,20) sehen die erwartete Erneuerung des alten Bundes mit Christus beginnen, weil und sofern (durch das Wirken des Geistes) die Tora endlich erfüllt wird, wie es in Jer 31 verheißen ist. Obwohl Jer 31 nur von Israel spricht, sieht das frühe Christentum zunehmend auch die Menschen aus den Völkern einbezogen (vgl. Mk 14,24), dennoch gilt der neue Bund nicht einfach als in der Kirche verwirklicht. Denn die ntl. Aussagen sehen keineswegs, wie die nachbiblische christliche Theologie oft behauptet hat, den Neuen Bund als Aufhebung des Alten an. Das widerspricht dem biblischen Inhalt und würde, da es die Treue Gottes leugnet, auch dem Neuen den Boden entziehen.(F. C.)