basileia (griech.) – Königsherrschaft, Königreich, Königtum, Herrschaft, Staat.

Die Bibelübersetzungen der Reformationszeit gaben basileia mit Reich wieder. Das meinte damals eindeutig eine Monarchie, die Herrschaft eines Königs oder einer Königin. Das hat sich seither geändert: Reich ist heute nicht mehr deckungsgleich mit Monarchie (wie in Drittes Reich), und in den heutigen parlamentarischen Monarchien ist die Bedeutung der Königin oder des Königs auf Repräsentation beschränkt. basileia hingegen meint real ausgeübte, durch keine andere Institution eingeschränkte königliche Herrschaft, eine legitime Alleinherrschaft. Während Reich heute oft räumlich verstanden wird, ist mit basileia selten das Herrschaftsgebiet gemeint (Mk 6,23).

Das NT kennt die Herrschaft irdischer Könige (Salomo, Herodes) und Königinnen (Königin von Saba, Kandake von Äthiopien). Von besonderer Bedeutung ist die Monarchie der römischen Cäsaren (Joh 19,12.15), die auch darüber entschieden, ob Vasallenfürsten die Königsherrschaft von Roms Gnaden erhielten oder nicht (vgl. Offb 17,12; Lk 19,12; auch Lk 4,5-8).

Im Kontrast zu irdischer Monarchie steht die Rede von der Königsherrschaft Gottes. (Das Mt spricht oft von Königsherrschaft der Himmel und umschreibt dabei mit die Himmel den Gottesnamen.) Hierin greift das NT auf Formulierungen der hebr. Bibel zurück, wo Gott als König angerufen (Ex 15,18; Ps 47; 93; 96-99 u. ö.) und wo von Gottes Königsherrschaft (Ps 103,19; 145,11-13) gesprochen wird. Gottes Königtum schließt irdische Monarchie streng genommen aus (Ri 8,22 f; 1 Sam 8,7) oder macht sie abhängig von der Unterordnung des menschlichen Königs unter Gottes Willen und Herrschaft (2 Sam 7). Entsprechend entwerfen jene Gleichnisse Jesu, die von Gottes Königsherrschaft in erzählenden Problembearbeitungsentwürfen reden, Gegenbilder zu irdischer Monarchie (z. B. Mt 20,1-16; 21,28-32). Der Umgang mit Macht im Kreis der Anhängerinnen und Anhänger Jesu soll sich von der auf Gewalttat, Erniedrigung und Ausbeutung beruhenden Herrschaftspraxis irdischer Monarchie unterscheiden (Mk 10,42-45). Nicht nur irdische Monarchie wird von Gott begrenzt. Auch die Wirksamkeit des Messias Jesus (↑ maschach), die als Königsherrschaft besonderer Art beschrieben wird (Mt 21,1-11; Joh 18,36; 19,19-22), findet ihre Grenze und ihr Ende in der universalen Königsherrschaft Gottes (1 Kor 15,23-28). Um den zentralen Inhalt der Königsherrschaft Gottes hervorzuheben und verfehlten Assoziationen zu heutigen Erscheinungsformen von Monarchie vorzubeugen, wird der Begriff in der Bibel in gerechter Sprache auch mit gerechte Welt, Welt Gottes o. Ä. übersetzt. (M. L.)