schalom (hebr.) – Wohl, Wohlergehen, Unversehrtheit, Friede, Heil; wohlbehalten, zufrieden, heil; eirene (griech.) – Friede, Sicherheit, Wohlbefinden, wohlbehalten; sicher, unversehrt.

Das hebr. Wort schalom meint weit mehr als einen Frieden im Sinne eines bloßen Gegenbegriffs zu Krieg. Begriffe wie Glück oder Wohlergehen sind oft treffende Übersetzungen. Das zeigt sich bereits im Alltagsgebrauch. Im biblischen wie im modernen Hebräisch fragt man zur Begrüßung nach dem schalom, also dem Ergehen, und auch beim Abschied wünscht man sich schalom – die deutsche Wiedergabe mit leb wohl ist hier sehr angemessen (vgl. 2 Kön 5,19). Auch der traditionell vielbenutzte Begriff Heil lässt erahnen, dass schalom ein Wohl im umfassenden Sinne meint. In der deutschen Geschichte hat man sich Heil im Namen des Führers zugerufen. Dadurch hat dieser Begriff eine nachhaltige Beschädigung erfahren. Auch die Bibel kennt Heils-Versprechungen falscher Propheten oder Prophetinnen; vgl. Mi 3,5; Ez 13,10.16.

schalom als Wunsch oder Gruß richtet sich an Einzelne (und deren Familien; vgl. z. B. 1 Sam 25,5 f), und auch die Rede vom Herabsteigen ins Grab in schalom, die den Verstorbenen die Vollendung eines satten Lebens zuspricht (Gen 15,15; vgl. 1 Kön 2,6) hat Einzelne (in ihrem familialen Zusammenhang) vor Augen. Eine ganze Stadt tritt in den Blick, wo Jeremia (29,7) die Exilierten in Babylon dazu auffordert, den schalom, das Wohl der Stadt, in der sie sich aufhalten, zu suchen und damit die Grundlage für ein ruhiges und sicheres Leben zu schaffen. Die Friedenswünsche an die Stadt Jerusalem in den Psalmen (vgl. Ps 122,6-8) umfassen die Sicherheit starker Mauern und Tore, aber auch zum Beispiel die üppige Versorgung mit Nahrungsmitteln (Ps 147,14).

Wo schalom als Gegenbegriff zu Kampf oder Krieg erscheint, ist in manchen Fällen die militärisch erzwungene und durch Verträge besiegelte Ruhe gemeint, die von den Bedingungen des Siegers und seiner weiteren militärischen Präsenz diktiert ist (vgl. Dtn 20,10 f). Sach 9,9 f spricht demgegenüber die Vision aus, dass es eine Zeit gibt, da das Kriegsgerät in Israel vernichtet ist und ein schalom anbricht, der auch die Völker umgreift und nicht auf der Macht der Waffen beruht. Die christliche Friedensbewegung hat diese Vision in der Fassung bei Jesaja und Micha (Schwerter zu Pflugscharen ; Jes 2,4; Mi 4,3) aufgegriffen.

Die sog. Septuaginta hat schalom fast immer mit eirene übersetzt. An vielen Stellen spürt man auch hier die breitere Bedeutung im Sinne von Wohlergehen, wie sie die griechisch sprechenden jüdischen Menschen mitgehört haben werden. Im Buch Tobit zum Beispiel finden sich die Friedensgruß-Formeln wie in den Erzelterngeschichten der Genesis (Tob 12,17; (vgl. auch Jdt 8,35), und gerade auch in Kriegserzählungen wie den Büchern aus der makkabäischen Zeit ist oft davon die Rede, dass jemand heil oder unversehrt (↑ eirene) aus dem Kampf zurückkehrt (z. B. 1 Makk 5,54; 12,52; 16,10). In den Lobsprüchen auf berühmte Vorfahren Israels im Sirachbuch erscheint König Salomo als Herrscher, der in einer Zeit des Friedens lebte (Sir 47,12-16). Hier dürfte die Klangähnlichkeit zwischen dem hebr. Wort schalom und dem Namen Schlomo (Salomo) mit dazu beigetragen haben, Salomo als König Friedreich zu preisen (1 Chr 22,9). Die griech. Partien des Esterbuches erzählen dagegen mit kritischer Distanz (und wohl mit Blick auf die Herrschaft der Seleukiden des 2. vorchr. Jh.s) von einem Weltherrscher, der den umfassenden Frieden in seinem Reich erhalten will und dafür auch vor der Ausrottung eines ganzen Volkes nicht zurückschreckt (griech. Ester Zusatz B).

Die ntl. Rede von eirene gewinnt ihr Profil im Kontext der sog. Pax Romana, die ihrerseits einen Frieden unter den Bedingungen eines brutal durchgreifenden römischen Weltreiches bezeichnet. Der Gesang des Engelchores bei der Geburt des Messias (Lk 2,14) macht von vornherein klar, dass nicht der Glanz des göttlichen Kaisers, sondern der Glanz Gottes in der Höhe (↑ doxa) und das im Stall geborene Kind Symbol des wahren Friedens sind. Aber auch der Jesus des Joh-Ev bringt einen anderen Frieden als der der Welt (vgl. Joh 14,27). In 1 Thess 5,3 wird der römische Slogan Friede und Sicherheit zitiert, um dem System das apokalyptische Ende anzusagen.

In fast allen ntl. Briefen begegnet eingangs jeweils die Formel Gnade und Friede, die von Gott und von Jesus Christus her zugesprochen wird. Besonders in den Briefen aus der paulinischen Tradition ist dies verbunden mit dem Gedanken, dass Gott, die Quelle des Friedens, in Jesus Christus Frieden gestiftet hat. Eph 2,14 nennt Christus selbst unseren Frieden. Die Menschen können und sollen dem mit ihrem Friedens-Handeln entsprechen (vgl. Röm 5,1; 14,19; 2 Kor 13,11; 1 Thess 5,13). Insofern stellt die Freudenbotschaft des Friedens (vgl. Eph 6,15; ↑ euangelion) in den Paulusbriefen eine Zusammenfassung der paulinischen Theologie dar. (M.-Th. W.)