kahal,eda (hebr.), ekklesia, synagoge (griech.) – Versammlung, Gemeinde.

Das hebr. Wort kahal bezeichnet im AT menschliche Gemeinschaften, Ansammlungen und Versammlungen aller Art, wie aus dem jeweiligen Zusammenhang hervorgeht: eine Menschenansammlung kriegerischer Heere (1 Sam 17,47), eine Ansammlung (Gen 28,3) oder Versammlung (Gen 35,11; 48,4) von Völkern, die Gemeinde als Öffentlichkeit (Hiob 30,28) oder Gesellschaft (Spr 5,14), die kultische Versammlung Israels (Dtn 23,2-9; Klgl 1,10). Vor allem wird die große Volksversammlung Israels zu besonderen Zeitpunkten kahal genannt: am Versöhnungstag (Lev 16,17), beim Laubhüttenfest (1 Kön 8,65) und dem Fest der ungesäuerten Brote (2 Chr 30,13), als Versammlung der Stämme vor Adonaj in vorstaatlicher Zeit (Ri 21,5.8), vor allem als Vollversammlung Israels am Sinai (Dtn 5,22) bei der Verkündung des Dekalogs an das ganze Volk sowie der Tora beim Eintritt ins gelobte Land. Zur Versammlung Israels, der die Tora verbindlich vorgelesen wird, gehören alle, auch Frauen, Kinder und Fremde (Jos 8,35).

Die Begriffe eda und kahal bzw. dessen Verbformen stehen häufig direkt nebeneinander, um dieselbe versammelte Gruppe oder Gemeinde zu benennen (Ex 35,1; Lev 8,3; Num 1,18 u. a.). Deswegen ist eine Aufteilung der Bedeutungen von kahal zu politischer und eda zu kultischer Gemeinde nicht ohne weiteres möglich, z. B. kann in den Psalmen mit kahal die gottesdienstliche Gemeinde gemeint sein (Ps 35,18; 89,6). Auch das Volk (hebr. am, ↑ goj) erscheint synonym mit Versammlung / Gemeinde / kahal (Neh 5,13). Zu einer solchen Gemeinde zählen Kinder und Säuglinge (Joel 2,16). Das biblische Buch Kohelet ist namentlich einem Versammler zugeschrieben (Koh 1,1). Eigenartig ist die grammatisch weibliche Form des Begriffs kohelet, was dort zudem inhaltlich untermauert wird (Versammlerin, s. Koh 7,27 und Kontext).

Im Sprachgebrauch der griech. Übersetzung des AT, der Septuaginta, werden beide hebr. Wörter u. a. mit den Begriffen synagoge und ekklesia wiedergegeben. Davon sind die Apokryphen beeinflusst (ekklesia in Sir 15,5 u. ö.).

Die ekklesia / Gemeinde Gottes im NT (1 Kor 1,2; 10,32; Gal 1,13) ist vor diesem Hintergrund die Selbstbezeichnung von Orts- und Hausgemeinden im Land Israel und den römischen Provinzen des Mittelmeerraums, die sich zunächst im Bereich des jüdischen Tempels (Apg 5,11) und ausgehend von Synagogen / synagoge (Apg 17,1; 18,4.26), den jüdischen Ortsgemeinden, zusammenschlossen, um Jesus als den Messias (↑ maschach) Gottes zu verehren. ekklesia wird in diesem Bereich ebenfalls die Gemeindeversammlung (Mt 18,17; 1 Kor 11,18) genannt, die sich trifft, um Gottesdienst zu feiern und Recht zu sprechen (s. 1 Kor 5). Da auch die griech.-römische politische Gemeinde in den Städten ekklesia heißt (Apg 19,39), haben sich die Gemeinden jüdischer und nichtjüdischer Herkunft (s. Einl. z. NT S. 1382) vielleicht schon aufgrund des Namens als Kontrastgemeinschaft innerhalb ihrer Kommunen verstanden.

Die Vorstellung einer ortsübergreifenden oder universalen Institution, die nach heutigem Sprachgebrauch Kirche zu nennen wäre, findet sich im NT nicht, außer vielleicht im Brief an die Gemeinde in Ephesus (Eph 3,10). (M. C.)